ESBL-bildende gramnegative Erreger

Ein Teil dieser Bakterien bildet Enzyme mit erweitertem Wirkspektrum, die auch Reserveantibiotika aus der Gruppe der Betalaktame spalten und damit inaktivieren (engl.: „Extended Spectrum Beta-Lactamases“; abgekürzt ESBL).

ESBL-Bildner (v.a. E. coli aber auch andere Darmbakterien und sogenannte „Nonfermenter“) werden auch außerhalb des Krankenhauses in der Allgemeinbevölkerung nachgewiesen [in Europa in 3-6%; Karanika S. et al. Clin Infect Dis 2016; 63(3) 310-318)]. Ein Teil aller ambulant erworbenen Harnwegsinfektionen (Blasen- oder Nierenbeckenentzündung) werden durch ESBL-bildende Bakterien verursacht. Wahrscheinlich spielt – neben dem zu ungezielten und nicht leitlinienkonformen Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin – auch der Antibiotikaeinsatz in der industriellen Tiermast eine wichtige Rolle bei der Selektion und Weiterverbreitung solcher Bakterien.

 

In diesem Zusammenhang spielt auch die individuelle Reiseanamnese eine wichtige Rolle, vor allem bei Reisen nach Indien oder Südost-Asien. In einer Studie aus der Schweiz mit 170 Personen, die eine Fernreise nach Indien / Bhutan / Nepal / Sri Lanka unternommen haben, erworben von diesen Reiserückkehrern in Indien 86,8 % und in Sri Lanka 34,7% eine vorübergehende Besiedlung ihres Darmes mit ESBL-bildenden E. coli (Kuenzli et al. BMC Infect Dis 2014; 14 : 528). Auch in einer in Bayern durchgeführten Studie mit einer Probenentnahme bei insgesamt 3.334 gesunden Probanden (Angehörige von Patienten mit Gastroenteritis) wurden bei aktuell gesunden Menschen ESBL-bildende E. coli bei 6,3% nachgewiesen (Valenza G. et al. AAC 2014;58(2):1228-30).

In der Klassifikation der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch Institut, Berlin, werden die ESBL-bildende Enterobakterien als 2 MRGN Neo Päd  bezeichnet, wenn sie in vitro gegen Carbapeneme und Fluorchinolone sensibel sind. Die Kategorie 2 MRGN Neo Päd ist aus der Perspektive der Infektionsvermeidung (Krankenhaushygiene) nur in der Kinder- und Jugendmedizin von Bedeutung.