Kolonisationsscreening auf multiresistente Erreger (z.B. MRSA und MRGN)

Was bedeutet „Kolonisationsscreening“?

Kolonisation meint asymptomatische Besiedlung. Viele Infektionserreger besiedeln den menschlichen Körper bevor (oder auch ohne dass) sie eine Infektion (Erkrankung) auslösen. Typische Orte der Besiedelung sind z.B. die Haut (Haaransatz, Leiste), die Nasenvorhöfe (MRSA [Verlinkung intern]), die Schleimhäute des Mund-Nasenraums oder die Schleimhaut des Darms (MRGN [Verlinkung intern]).

Als Screening bezeichnen wir die gezielte Untersuchung bestimmter Patientengruppen, bei denen aktuell keine Zeichen einer Infektionskrankheit durch den gesuchten Erreger vorliegen. Das Screening dient dem Nachweis (oder dem Ausschluss) einer asymptomatischen Besiedlung.

Ein Kolonisationsscreening wird durchgeführt, wenn Patienten Risikofaktoren für die Besiedlung mit einem bestimmten Erreger haben oder wenn bei der Aufnahme in die Klinik (z.B. vor einer geplanten Operation) ausgeschlossen werden soll, dass die Patienten mit bestimmten Infektionserregern besiedelt sind. Dieses gezielte Kolonisationsscreening dient dem Patientenschutz, denn

  • ein mit bestimmten Erregern besiedelter Patient benötigt möglicherweise im Fall einer Infektion eine angepasste antibiotische Therapie
  • die meisten der bakteriellen Erreger, die durch ein Kolonisationsscreening nachgewiesen werden, sind leicht von Patient-zu-Patient übertragbar. Daher müssen mitunter die Maßnahmen der Basishygiene um spezielle zusätzliche Hygienemaßnahmen ergänzt werden, um eine solche Übertragung im Krankenhaus oder in der Arztpraxis zu verhindern.

Das Kolonisationsscreening erfolgt gezielt bei Patienten mit bestimmten Risikofaktoren. Hierzu soll es in den jeweiligen Klinik einen internen Standard geben, in dem festlegt ist, bei welchen Patienten ein Aufnahmescreening durchgeführt werden soll.

Ein generelles Aufnahmescreening bei allen Patienten, die in einer Klinik behandelt werden müssen, ist nicht sinnvoll, weil nur ein kleiner Anteil aller Patienten mit multiresistenten Erregern besiedelt ist, die in Rahmen des Screenings nachgewiesen werden. Zum Beispiel lag in einer Untersuchung zum MRSA-Aufnahmescreening in 24 Kliniken der Akutversorgung im Saarland* der Anteil der mit MRSA) besiedelten Patienten bei 2,2%. Das bedeutet, bei 97,8% der untersuchten Patienten wurden bei Aufnahme ins Krankenhaus kein MRSA nachgewiesen.  Bei Patienten, die auf einer Intensivstation aufgenommen werden mussten, lag dieser Anteil (MRSA positiv bei Aufnahme) hingegen bei 6,3%. Aus anderen Studien wissen wir, dass auf Intensivstationen in Deutschland einer von 70 Patienten mit MRSA besiedelt oder infiziert ist (Geffers et al. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzmed 2016; 51 : 104-110).

*Herrmann M, Petit C, Dawson A et al. Methicillin-resistant Staphylococcus aureus in Saarland, Germany: a statewide admission prevalence screening study. PLoS One 2013; 8: e73876